Muß es denn Spanplatte sein?

Als sinnvolle Alternative zum Massivholz kommen im Möbel- und Innenausbau verschiedene Plattenwerkstoffe zum Einsatz, je nach Werkstoff haben diese ganz spezielle Eigenschaften. Die wichtigsten dieser Holzwerkstoffplatten möchte ich Ihnen hier vorstellen. Einige gibt es als Möbelplatten ab Werk fertig mit Kunststoff oder Furnier beschichtet, die je nach Hersteller und Produktionszeitraum teilweise erhebliche Farbunterschiede aufweisen können, verwenden Sie deshalb zu Ihrer Orientierung unsere Übersicht Holzarten. Exakte Farbmuster stehen in unseren Räumen als Original zur Verfügung.

In Abhängigkeit der umgebenden Luftfeuchte verändert sich die Holzfeuchte, dies hat ein Quellen und Schwinden des Holzes zur Folge. Dieser Vorgang macht sich besonders quer zum Faserverlauf, also bei breiten Massivholzseiten, bemerkbar. Dieses Ausdehnen und Zusammenziehen wirkt sich bei bestimmten Verarbeitungsweisen negativ aus, deshalb versuchte man schon früh, das "Arbeiten" des Holzes zu unterbinden. Die Techniken hierzu und damit die Plattenherstellung werden ständig weiterentwickelt. Aus dem Wissen über das Verhalten des Holzes ergibt sich die wichtigste Regel für die Plattenherstellung, das ist der gleichmäßige und symmetrische Aufbau der verschiedenen Holzwerkstoffe. Im folgenden genannte wasserfeste Verleimungen beziehen sich nur auf die Verklebung, der Holz-Rohstoff quillt bei Durchfeuchtung trotzdem.


Tischlerplatten (ST / STAE)

Dem Massivholz sehr nahe kommen die als Tischlerplatten bekannten Stab- und Stäbchensperrholzplatten. Bei diesen Platten werden Leisten mit stehenden Jahrringen als Mittellage zwischen stärkerem Absperrfurnier zu Plattenstärken von 16 - 38 mm verleimt. Die Faserrichtung der Mittellage und des Absperrfurniers verläuft quer zu einander. Als Mittellage wird in der Regel Kiefer oder Fichte verwendet, für das Absperrfurnier kommt meist Buche, Limba oder Okoumé zum Einsatz. Die Platten werden parallel zum Verlauf der Mittellage beidseitig mit dem gewünschten Deckfurnier überfurniert. Durch die verwendeten Holzarten ergibt sich ein geringes Gewicht der Platten, es sind klassische Verbindungen des Tischlerhandwerks, wie Zinken oder Graten, möglich. Die statischen Eigenschaften sind dem Massivholz ähnlich, das Quell- und Schwindverhalten ist im geringen Umfang vorhanden. Profilierungen der Schmalflächen sind nur mit Anleimern möglich.
Die Stäbchenplatte unterscheidet sich von der Stabplatte durch geringere Leistenbreiten, was Fehlleimungen und Unebenheiten durch Schwund minimiert.


Dreischichtplatte

Dieser Werkstoff sieht gefügtem Massivholz sehr ähnlich. Es werden dünne Brettchen an den Schmalflächen verklebt und in drei Lagen quer übereinander verleimt, lieferbare Stärken sind ca. 19-26 mm. Lieferbar sind die Holzarten Fichte, Kiefer und Lärche bei Nadelholz und Ahorn, Buche, Eiche und Erle bei Laubholz Das Schwundverhalten ist stark eingeschränkt, das Verziehen und Wölben bei ungleichmäßiger Oberflächenbehandlung ist möglich. Die Dichte der Platte und dem jeweiligen Massivholz sind identisch. Dübel- und Federverbindungen sind für diesen Werkstoff geeignet. Das Material ist in Längsrichtung der Deckschicht gut belastbar, Profilierungen der Schmalfläche sind ohne Anleimer sehr begrenzt möglich.


Furniersperrholzplatten (FU)

Diese Platten werden durch symmetrisches Übereinanderleimen einer ungeraden Anzahl von Furnierschichten hergestellt. Die Plattenstärke ergibt sich aus Anzahl und Stärke der Furnierschichten, lieferbar sind 4- 50 mm. Das Arbeiten des Holzes ist in alle Richtungen gleichmäßig gering. Dübelverbindungen und andere typische Plattenverbindungen sind möglich. Kantenprofilierungen sind mit HM-Werkzeugen möglich, die Furnierschichten treten dabei mehr in den Vordergrund.
Eine Sonderstellung nimmt die Mutiplex-Platte ein, diese meist aus Buche hergestellte Platte, weist für das Blindfurnier die gleiche Furnierart und -stärke wie das Deckfurnier auf. Furnierplatten können in begrenzter Auswahl wasserfest verleimt angeboten werden.


Spanplatten (FPO / FPY)

Spanplatten ist nur ein Oberbegriff, in der Möbelherstellung werden meist Flachpreßplatten mit einer der obigen Kurzbezeichnung verwendet. Als Materialgrundlage dienen entrindete und zerspante Asthölzer, dünne Stammhölzer und Resthölzer der Industrie. Hauptbestandteil sind Buchen- und Nadelholz. Die losen Späne werden in großen Förderanlagen nach dem Trocknen mit Kunstharzen und Klebstoffen besprüht. Formmaschinen streuen sie zu Spankuchen, der dann in waagerechten Anlagen mit 3 N/mm2 und 170-190 °C gepreßt wird. Aus dem feinen Spanmaterial und dem hohen Preßdruck ergibt sich gegenüber dem Holz ein hohes Gewicht. Üblich Stärken sind 8-40 mm. Das Quell- und Schwundverhalten ist im Möbelbau vernachlässigbar. Dübel- und Federverbindungen sind für diesen weit verbreiteten Werkstoff am besten geeignet. Sichtkanten müssen überfurniert werden, für Profilierungen sind Anleimer erforderlich.
Auch hier sind Rohplatten mit wasserfester Verleimqualität erhältlich.


Holzfaserplatten (MDF)

MDF-Platten sind nur eine Art der Holzfaserplatten. Bei der Herstellung verpreßt man feine Faserbrei unter hohem Druck und geringer Kleberzugabe. Die in Dicken von 8-40 mm lieferbaren Platten sind sehr schwer, aber für den Möbelbau gut geeignet. Durch den homogenen Aufbau sind Profilierungen möglich, in der Industrie erhalten sie danach eine Folienbeschichtung, im Handwerk ist eine Deckende Lackierung üblich. MDF-Platten eignen sich auch als Trägermaterial von Furnieren und Beschichtungsstoffen.


durchbrochene Platten

Durchbrochene Platten aus Holzfaserstoffen sind in kleiner Auswahl furniert erhältlich, sehr gutes Aussehen erziehlt man durch Lackierungen mit Effektlacken. Das Haupteinsatzgebiet sind Füllungen von Rahmentüren oder Raumteilern, es läßt sich Sichtschutz mit hoher Luftdurchlässigkeit erreichen.


Furniere

Furniere sind als Deckfurniere nach Holzart verschieden 0,4-1,0 mm dünne Holzblätter. Teilweise sind Furnierstärken von 3 mm lieferbar. Entsprechend der Herstellung bezeichnet man sie als Messer-, Schäl- und Sägefurnier. Durch Furniere ist eine größer Holzausnutzung möglich, für Ihre Schränke und andere Holzarbeiten ist ein fortlaufendes Bild Ihrer Möbelfronten erreichbar. Sie dienen zur Beschichtung der oben beschriebenen Platten, es wird das Aussehen von Massivholz erreicht, als Vorteil sind das gleichmäßigere Bild und geringere s Schwundverhalten gegenüber Massivholz zu nennen.


HPL-/ Resopalplatten

Diese bis zu 0,9 mm starken Kunststoffplatten bieten teilweise gute Holzimmitate, sind aber auch in vielen Unifarben und anderen Dekoren lieferbar. Sie zeichnen sich durch hohe Abriebfestigkeit und Belastbarkeit aus (Beispiel Küchenarbeitsplatten). Als Trägermaterial eignen sich besonders MDF- und FPY-Platten.


Melaminharzbeschichtete Spanplatten

Die industriell beschichteten FPO-Platten sind in verschiedenen Holzdekoren und Mustern lieferbar. Die Ansicht ist angenehm anzusehen. Die Platten mit einer hohen Oberflächenhärte sind eine preiswerte Alternative zu Massivholz oder furnierten Platten.



Die von uns verwendeten und hier aufgeführten Werkstoffe sind im Möbelbau und Wohnbereich bedenkenlos einsetzbar. Die Spanplatten entsprechen der Emissionklasse E1 und sind unbehandelt verwendbar, die Formaldehyd-Emission ist hierbei auf weniger als 0,01 % festgelegt. Vermeiden Sie bitte bei preiswerten Produkten der Möbelindustrie die Beschädigung der Spanplattenversiegelung (z.B. Kürzung der Böden), da diese dann eventuell die Emissionsklasse E1 nicht mehr einhalten.